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3.3 Anklagepunkte

Als größtes Verbrechen gestanden die Templer die Anbetung eines Götzenbildes. Das Idol mit dem Namen 'Baphomet', habe man während geheimer, nächtlicher Zeremonien verehrt. Die Beschreibungen sind unterschiedlich: ein Kopf aus Holz oder Stein, mit oder ohne Bart, entweder er hatte Füße - zwei vorne, zwei hinten - oder auch keine.

Für den Ursprung des Wortes "Baphomet" gibt es mehrere Möglichkeiten :

1) Eine Verballhornung des arabischen Wortes 'abufihamet', das im moslemischen Spanien des Mittelalters 'bufihimat' ausgesprochen wurde und soviel bedeutet wie 'Vater des Verstehens'. Das arabische Wort für ‚Vater' entspricht auch dem von ‚Quelle'.

2) Baphomet geht auf die beiden griechischen Wörter für ‚Taufe' und ‚Wissen' zurück, was die Theorie eröffnet, dass die Templer Baptisten waren und Johannes den Täufer für den wahren Messias hielten.

3) Die dritte Möglichkeit ist die, dass das Wort eine Abwandlung von 'Mohammed' ist. Es ist durchaus möglich, dass die Templer während ihres andauernden Aufenthaltes im Orient einige Riten und Gebräuche der Muslime übernommen haben.

Warum und ob sie überhaupt das Götzenbild Baphomet verehrt haben, ist nicht sicher. Es würde noch die Möglichkeit geben, dass viele Katharer, die nicht dem Feuertod zum Opfer gefallen sind, im Templerorden Buße für ihre Irrungen tun mussten. Diese hätten dann den sogenannten 'schwarzen Tempel' gegründet, seltsame Bräuche in den Orden eingeführt und die Ritter korrumpiert.

Dennoch ist es schwer vorzustellen, dass der Orden vom Tempel des Salomon, der soviel Geld und Ritter für den Schutz der Christen im Heiligen Land aufgewendet hatte, in Wirklichkeit eine Gemeinschaft von Ketzern und Häretikern gewesen ist. Diese Argument sollte Molay noch zur Verteidigung des Ordens beim Tribunal von Poitiers vorbringen.

Ein weiterer schwerer Vorwurf, der auch oft gestanden wurde, war die Verleugnung Christi und das Besudeln des Kreuzes bei der Aufnahme in den Orden. Man kann annehmen, dass auch dieser Vorwurf erfunden ist; dennoch gibt es Theorien die besagen, dass es eine Art Gehirnwäsche war, damit der Ritter im Falle einer Gefangenschaft und unter Folter bestehen konnte. Ebenso könnte es eine Gehorsamsprobe gewesen sein, denn ein Templer musste immer gehorchen, egal ob ihm Recht oder Unrecht befohlen wurde.

Nach der Aufnahme in den Orden wurde, laut Anklage, dem neuen Tempelritter geraten, lieber Unzucht unter sich zu treiben, als sich mit Frauen einzulassen. Doch das Mittelalter bestrafte Homosexualität mit Verbrennung. Demnach ist es schwer vorzustellen, dass ein Orden mit einigen tausend Mitgliedern gegen das allgemeine Empfinden gehandelt hätte, ohne dabei die innere Disziplin aufs Spiel zu setzen.

Alle anderen Vorwürfe, wie Verschwendung der Ordensgüter, eine gewisse Skrupellosigkeit bei Geschäften, Geheimhaltung der Ordensregeln, oder Absolution durch den Großmeister, erwiesen sich entweder als Übertreibungen oder konnten ebenso auf jeden anderen Orden bezogen werden.