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1.3 Saladin und das 12. Jahrhundert

Der islamische Orient war auf drei Mächte aufgeteilt: das schiitische Fatimadenkalifat Ägyptens und die Stadt Askalon, die Emirate Aleppo und Mossul in Nordsyrien und Damaskus, das zwischen den beiden anderen seine Unabhängigkeit aufrechterhalten wollte. Nur-ed-Din, der Emir von Aleppo, versuchte wie sein Vater Zengi, die islamische Welt zu einen und rief zum Heiligen Krieg, dem "Djihad", gegen die Franken auf. Die lateinischen Herrscher vermochten jedoch durch geschickte Bündnisse und Waffenstillstände die Zwietracht zwischen den moslemischen Herrschern aufrechtzuerhalten.

1153 befahl Balduin III., die Stadt Askalon zu belagern und sie vollkommen vom ägyptischen Hinterland abzuschneiden. Die Belagerung dauerte lange, doch als die Askalonier einen Belagerungsturm der Franken in Brand stecken wollten, drehte der Wind und ermöglichte die Chance, in die Stadt einzudringen. Die Templer waren die ersten, die die Situation erkannten und stürzten mit vierzig Mann und ihrem Großmeister Bernhard von Trémelay durch das brennende Stadttor, bevor es wieder geschlossen wurde. Doch schon bald konnten die moslemischen Verteidiger ihre Gegner zurückdrängen. Sie töteten die Templer und hängten ihre Köpfe an die Stadtmauer. Später warf man den Templern vor, sie hätten absichtlich das Tor versperrt, um die Beute nicht teilen zu müssen.

Dennoch wurde Askalon am 22.August 1153 eingenommen und die Bewohner gezwungen, die Stadt zu verlassen. Mit der Einnahme Askalons war die Sicherheit des südlichen Königreichs gewährleistet und der Weg nach Ägypten geöffnet. Andreas von Montbard wurde zum Nachfolger Trémelays, der beim erfolglosen Angriff umgekommen war, ernannt.

Nur-ed-Din bemächtigte sich derweilen Damaskus und wurde fortan zum einzigen Gegner der Lateiner. Nachdem er auch noch Syrien geeint hatte, wandte er sich nun Ägypten zu. Für die Christen galt es, dies unbedingt zu verhindern.

Die Beteiligung der Ritterorden an den diversen militärischen Auseinandersetzungen mit den Türken stieg kontinuierlich an, was die zahlreichen Berichte der zeitgenössischen Historiker, über kühne Taten oder Gefangennahmen von Würdenträgern, bestätigen.

Die wichtigsten Feldzüge dieser Zeit wurden von König Amalrich I. zwischen 1163 und 1168 in Ägypten geführt. Da es zu keiner militärischen Entscheidung kam, endeten die Expeditionen mit einem Vertrag. Gegen eine Tributzahlung verließen die fränkischen und syrischen Krieger das Land. In einigen Schätzungen heißt es, dass die Templer während der andauernden Gefechte 600 Ritter und 12000 dienende Brüder verloren haben und daß sie sich deshalb weigerten, 1168 an einem neuerlichen Angriff teilzunehmen. Dennoch zog Amalrich zusammen mit den Johannitern erneut gegen Ägypten und erlitt eine Niederlage, die zur Folge hatte, daß Saladin die Verwirrung in Ägypten ausnützte und in Kairo einzog, um kurz darauf das Fatimadenkalifat abzuschaffen. Saladin agierte theoretisch im Namen Nur-ed-Dins, doch konnte die Einheit zwischen Syrien und Ägypten erst 1174, nach dem Tod Nur-ed-Dins, erlangt werden.

1174 starb auch König Amalrich. Ihm folgte der junge, aber talentierte Balduin IV., der jedoch bald vom Aussatz befallen wurde. In der Folge kam es immer wieder zu Thronfolgestreitigkeiten, aus denen nach dem Tod Balduins 1185 der Ehemann seiner Schwester, Guido von Lusignan, hervorging. Guido setzte sich mit Hilfe des neuen Templer-Großmeister Gerhard von Ridefort gegen Raimund III., Graf von Tripolis und Herr von Tiberias, durch. Gerhard bezichtigte Raimund des Verrates, weil dieser gezwungenermaßen die türkischen Truppen durch sein Gebiet ziehen lassen musste, da er einige Jahre zuvor ein Friedensabkommen mit Saladin geschloßen hatte. Im Jahr 1187 kam es zu einer Einigung zwischen den beiden, denn Saladin ging in die Offensive über.

Anfang 1187 hatte Rainald von Châtillon trotz eines Waffenstillstandes eine große muslimische Karawane überfallen. Saladin forderte von König Guido Genugtuung. Doch Rainald lehnte den Befehl seines Königs, die Beute zurückzugeben, hochmütig ab. Saladin kam dies gerade recht und er mobilisierte die gesamte muslimische Welt. Im Frühjahr desselben Jahres versammelte er das größte Heer, das die Muslime jemals zusammengebracht hatten. Auf Rideforts Rat rief König Guido alle Garnisonen aus den Städten und versammelte diese an den Quellen von Saffuriya. Der Templer-Großmeister Ridefort verwendete den ihm anvertrauten Schatz Heinrichs II. von England für die Anwerbung weiterer fünftausend Fußknechte, obwohl Heinrich seinen Schatz noch nicht freigegeben hatte. Raimund rief dazu auf, das quellenreiche Gebiet nicht zu verlassen und hier auf den Feind zu warten. Doch Gerhard von Ridefort begab sich zu König Guido und schürte das Mißtrauen gegen den ehemals des Verrats bezichtigten Raimund. Guido von Lusignan wagte nicht, dem Templermeister zu widersprechen, "denn er liebte ihn und fürchtete ihn deswegen, weil er ihn zum König gemacht hatte und weil er ihm den Schatz des Königs von England überlassen hatte."

Am Morgen des 3. Juli 1187 ordnete er darum überraschend den Marschbefehl an. Das Heer bewegte sich unter sengender Hitze durch die Wüste und war dabei unaufhörlich dem Pfeilregen der wendigen muslimischen Bogenschützen ausgesetzt. Auch die Reiterangriffe der Templer, welche die Nachhut bildeten, scheiterten mangels Unterstützung. Als Saladin auf Grund günstiger Windverhältnisse das Buschwerk anzünden ließ, kam es zur Katastrophe. Die Fußtruppen weigerten sich zu kämpfen und flüchteten in die Berge. Die schutzlose Kavallerie konnte den Angriffen der Muslime nicht standhalten und erlitt verheerende Verluste. Nur einer Handvoll Rittern gelang die Flucht, unter ihnen Raimund von Tripolis. Mindestens 150.000 Männer fielen Saladin in die Hände. Die einfachen Knappen wurden versklavt, Rainald von Châtillon ließ er vor seinen Augen umbringen und die gefangenen Templer und Johanniter wurden ebenfalls hingerichtet. "Ich will die Erde von diesen beiden schändlichen Organen reinigen, deren Handeln ohne Nutzen ist, die niemals ihre Feindschaft aufgeben und keinen Dienst als Sklaven leisten werden." Einzig den König, die Barone des Heiligen Landes und Gerhard von Ridefort verschonte er.

Nach dem Erfolg von Hattin konnte sich Saladin nahezu des gesamten Königreichs bemächtigen, das seiner Verteidiger beraubt war. Auch Akkon fiel in die Hände der Türken. Doch er verzichtete auf Tripolis und Antiochia, denn sein eigentliches Ziel war die Einnahme Jerusalems. Im Oktober 1187 ergab sich Jerusalem nach wenigen Tagen der Belagerung und Saladin ließ die Einwohner für ein geringes Lösegeld frei abziehen. Auch die Templer und Johanniter verwendeten einen Teil ihres Ordensvermögens für den Freikauf der Jerusalemer Bevölkerung, die sich, so wie alle Vetriebenen des Reiches, in Tyrus sammelte.

Die Stadt Tyrus wurde wenig später ebenfalls von Saladin belagert, konnte sich aber mit Hilfe eines Kreuzfahrerkontingents unter der Führung von Konrad von Montferrat erfolgreich verteidigen, sodass Saladin nach zweimonatiger Blockade abzog. Guido von Lusignan und den Templermeister Ridefort ließ er unterdessen frei. Die beiden planten daraufhin die Rückeroberung von Akkon, die Ridefort selbst nicht mehr erlebte, denn er starb am 4. Oktober 1190 in einem Gefecht. In einem Bericht aus dieser Zeit heißt es:

Bei dieser Affäre wurde der Templermeister getötet, der folgendes schöne Wort sprach, das er in guter Schule gelernt hatte. [...] Alle, Memmen wie Kühne, sagten ihm bei diesem Angriff: "Flieht, Herr, flieht!" "Es wäre nicht gottgefällig", erwiderte er ihnen, "sähe man mich jemals anderswo und könnte man dem Templerorden vorwerfen, man habe mich flüchten gesehen!" Und er tat es nicht; er starb an Ort und Stelle, denn zu viele Türken warfen sich auf ihn.

Das Königreich Jerusalem war auf ein minimales Territorium zusammengeschrumpft, doch es existierte noch. Der alte König Guido stritt mit Konrad von Montferrat um die Herrschaft und auch in diesem Machtkampf nahmen die beiden größten Ritterorden unterschiedliche Haltungen ein. Die Templer unter Führung ihres neuen Großmeisters Robert von Sablé unterstützten weiterhin Guido, während die Johanniter auf Seiten Konrads standen. Doch beim Eintreffen des französischen Königs Philipp II. August und des englischen Herrschers Richard Löwenherz veränderte sich die politische Lage vollkommen. Die beiden waren zur Übergabe der Stadt Akkon angereist, die Montferrat 1191 von den Muslimen zurückerobert hatte. Philipp begab sich dannach sofort wieder zurück ins Abendland, während Richard mit der Eroberung der Küstenstädte begann, ohne jedoch Jerusalem, auf Abraten der Ritterorden hin, anzugreifen.

Die Templer solidarisierten sich nun aber mit Montferrat, der mit Philipp verbündet war, und die Johanniter schwenkten ihrerseits auf Löwenherz und Lusignan um. Dennoch schwor sich der Templerorden nicht vollkommen auf die Linie Philipps II. ein, weil der Templer-Großmeister Robert von Sablé ein Vasall Richards war. Der englische König verließ das Heilige Land nach seinem Feldzug sogar auf einem Templerschiff, eskortiert von Tempelrittern, "die mich, als wäre ich ein Templer, bis in mein Land bringen werden".

1192 wurde die Rivalität zwischen Guido von Lusignan und Konrad von Montferrat beigelegt. Guido erhielt Zypern und Konrad wurde König von Jerusalem. Noch im selben Jahr wurde der König ermordet und es folgte ihm Heinrich von der Champagne.